Programme

Unsere Programme lassen sich auch abseits der folgenden Vorschläge mit anderen Werkender unsere Besetzung frei gestalten.

1 “NUR GASSENHAUER?”  

Ludwig van Beethoven (1770-1827): Trio B-Dur op.11 (“Gassenhauer-Trio”)

Nino Rota (1911-1979)Trio für Klarinette, Violoncello und Klavier (1973)

Carl Frühling (1868-1937)Trio in a-Moll op.40 für Karinette, Violoncello und Klavier

Beethovens Gassenhauer-Trio erhielt seinen Namen durch den Variationssatz über das Terzett “Pria ch’io l’impegno” aus J. Weigls  “L’amore marinaro”, das im Wien um 1800 auf aller Lippen lag. Der junge Beethoven adelte hier einen populären Ohrwurm durch sein kunstvolles Trio. Hingegen wurde Nino Rota trotz eines umfangreichen Werkes aller Stile vor allem für seine Filmmusik (“Der Pate”) bekannt und preisgekrönt. Sein Klarinettentrio ist ein bemerkenswerter Ausflug ins Genre der “ernsten Musik”, eingängige Melodien und zirkusartige Passagen ergehen sich in mitunter gewagten Modulationen. Den Namen des Wiener Komponisten Carl Frühling kennt man eher aus der Salonmusik – dennoch hinterließ auch er ein wunderschönes, eindrücklich komponiertes Trio. So reichen sich die sogenannte leichte Muse und schwere Kost die Hand.

 

2 “UNERHÖRT UNGEHÖRT”

Louise Farrenc (1804-1875): Trio Es-Dur op.44

Paul Juon (1872-1940): Trio Miniaturen

Hilda Sehested (1858-1936): Fynske Billeder (1920)

Die Besetzung des klassischen Klaviertrios mit KlarineDe hat sich durch die zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfundene KlarineDe erst im 19. Jahrhundert richTg etabliert. Als Bereicherung nicht nur für den Orchesterklang entstand auch in der Kammermusik ein vielfälTges Repertoire, das oc zu Unrecht selten gespielt wird. In diesem Programm versammeln wir vier bemerkenswerte und abwechslungsreiche Werke:

Darunter das Trio Es-Dur der französischen KomponisTn Louise Farrenc, die zu Lebzeiten als eine der ersten Frauen einen nicht unbeträchtlichen Ruhm als Klavierprofessorin und KomponisTn in Paris genoss. Im lauten Musikleben der Stadt geriet ihre poeTsche Musik jedoch bald in Vergessenheit, erst in den letzten Jahren erlebt ihr Werk eine Renaissance.

Seit 1998 widmet sich die InternaTonale Paul Juon-Gesellschac dem Werk eines Komponisten, der durch seine Schweizer NaTonalität, russische Abstammung und einer langjährigen Professur an der Berliner Musikhochschule nicht nur musikalisch ein Grenzgänger war. Von KriTkern “das fehlende Glied zwischen Tschaikowsky und Stravinsky” genannt, findet Paul Juon in seinen Trio-Miniaturen zu einem herrlich variantenreichen und dennoch homogenen STlmix mit schwungvollem Abschluss.

Die dänische Komponistin Hilda Sehested studierte nach einer langjährigen Klavierausbildung auch Musiktheorie und Kompostion. In den 1890er Jahren schrieb sie ihre ersten eigenen Werke, die z.T. auch im Druck erschienen. Der plötzliche Tod ihres Verlobten bedeutete eine Zäsur in ihrem Schaffen. Nach einer Tätigkeit als Krankenschwester wurde sie Organistin und fand wieder zur Komposition. Ihr Trio „Fynske Billeder“ ist eine Neuentdeckung, denn es liegt nur als Manuskript vor und wurde im deutschsprachigen Raum noch wenig bis womöglich gar nicht aufgeführt.

 

3 „MÜDE GEISTER UND FRÄULEIN KLARINETTE“

Gabriel Fauré (1845-1924): Trio d-Moll op.120

Daniel Linton-France (*1973): Tanz und Chaconne aus der Oper „Episoden aus Kerel und Galvin“ (UA Nov 22)

Johannes Brahms (1833-1897): Trio a-Moll op.114

Erweiterungsoption: Michail Glinka (1804-1857): Trio pathétique

Schaffens- oder Lebenskrisen berühren Menschen zu allen Zeiten. Johannes Brahms hatte seinem Verleger bereits seine letzte Komposition angekündigt, als er ein Jahr später in Meiningen den berühmten Klarinettisten Richard Mühlfeld hörte. Der Klang von „Fräulein Klarinette“, wie Brahms es ausdrückte, faszinierte den Komponisten derart, dass er zu neuem Schaffensdrang fand und neben dem berühmten Klarinettenquintett auch sein Klarinettentrio für den Virtuosen komponierte. Umgekehrt war es sein Verleger, der dem bereits betagten Gabriel Fauré die Komposition eines Trios vorschlug, um dem Komponisten aus einer depressiven Lebensphase zu helfen. Beinahe als „Selbsttherapie“ verstanden werden kann hingegen Michail Glinkas Trio, das ebenfalls während einer persönlichen Krise entstand. All dem stellen wir als übergreifende Metapher „Tanz“ und Chaconne“ des australisch- österreichischen Komponisten Daniel Linton-France gegenüber, die den nie alt werdenden Zwiespalt zwischen Körper und Geist beschreiben – wer wird zuerst ermüden?

 

4 „EINE FÜLLE AN KRAFT UND ERFINDUNG“

Louise Farrenc (1804-1875): Trio Es-Dur, op.44 für Klavier, Klarinette und Violoncello

Clara Schumann (1819-1896): Trio g-Moll, op.17 in der Fassung für Klavier, Klarinette, Violoncello

Erweiterungsoptionen: Hilda Sehested (1858-1936): Fynske Billeder (1920) oder Vally Weigl (1894-1982): New England Suite (1953)

Kritisch urteilte Clara Schumann über ihr Klaviertrio, das bereits zu Lebzeiten zu ihren bekanntesten Stücken zählte: Eine „Frauenzimmerarbeit“ sei es, denen es „immer an der Kraft“ und mitunter „der Erfindung“ mangele.
Eine Klavierausbildung war im 19. Jahrhundert für Frauen gehobenen Gesellschaftstands üblich, öffentlich als Virtuosin zu brillieren hingegen nicht alltäglich, wenn auch mit weiblichen Schicklichkeitsgeboten vereinbar. Louise Farrenc und Clara Schumann wurden früh pianistisch gefördert – erstere im Umfeld eines freidenkenden Pariser Künstlerumfelds, bei Clara forcierte der Vater die Karriere des Wunderkinds und später berühmten Pianistin. Dass letztere trotz Ehe und Mutterschaft international konzertierte, gar finanzielle Belange selbst verhandelte, war allerdings ungewöhnlich für ihre Zeit, ebenso die Berufung Louise Farrencs als eine der ersten Klavierprofessorinnen und ihr Beharren auf gleichberechtigte Bezahlung. Untypisch erscheint auch Kompositionsstudium Farrencs, denn wie das Finanzielle war auch das Schöpferische männlich konnotiert. Womöglich bedingen diese gesellschaftlich verankerten Geschlechterrollen die Selbstzweifel der versierten Komponistin Clara Schumann, die doch von Kindheit an komponierte.

Obwohl die Werke beider Frauen viel gespielt, aufgeführt und verlegt wurden, gerieten sie in Vergessenheit und erleben erst zuletzt eine Renaissance. Unter familiären Belastungen entstanden, mangelt es beiden Klaviertrios keinesfalls an Kraft oder Erfindung, vielmehr sind sie ein Zeugnis großer Schaffens- und Lebenskraft!

 

5 “ENTDECKER UND ENTDECKTE“

Johannes Brahms (1833-1897): Trio a- Moll op. 114

Robert Schumann (1810-1856)Drei Fantasiestücke für Klarinette oder Violoncello und Klavier op. 73

Alexander Zemlinsky (1871-1942): Klarinettentrio d-Moll op. 3

Diese drei Werke eint neben der Tatsache, dass sie zu den schönsten und bedeutendsten für diese Besetzung gehören, eine besondere Verbindung ihrer Komponisten. Robert Schumann hatte sich bereits als Komponist und Herausgeber der Neuen Zeitschrift für Musik einen Namen gemacht, als er den jungen Brahms kennen lernte. Er unterstützte und förderte ihn nach Kräften. Als später der junge Zemlinsky wiederum Johannes Brahms sein Klarinettentrio vorlegte, hatte dieser zwei Jahre zuvor bereits sein Trio für seinen Freund, den Klarinettisten Richard Mühlfeld geschrieben. In Brahms hatte nun Zemlinsky einen Förderer gefunden, der sein Trio einem Verleger empfahl. Auch wenn Zemlinsky zu den geistigen Vätern der Neuen Wiener Schule zählt, kann man deutlich den Einfluss der Brahms’schen Musik hören.